Nachdem ich mich gut ausgeschlafen habe, bin ich den Ort gegangen, um mir das Treiben etwas anzuschauen und um in der bekannten Bar La Frontera ein Cafe con leche zu gönnen. Anschließend ging es dann in den Supermarkt, um mich mit den obligatorischen Gastgeschenken einzudecken (Chorizo, Käse und natürlich Orujo Hierbas).
Das Wetter war wieder mal grandios. Keine Wolke und annähernd 30 Grad im Schatten; genau richtig, um an den Traumstrand Mar do Fora zu gehen und dort die Füße ins Wasser zu halten und vielleicht auch etwas mehr reinzugehen.
Dort angekommen zeigte sich eine mörderische Brandung. Die Wellen waren locker 2m hoch und wenn man nur bis zu den Knien in dem doch recht frischen Wasser stand, zog es einen fast von den Beinen. Das sollte auch reichen. Das Baden ist hier eh strengstens verboten, weil lebensgefährlich.
Mit einigen Radlern habe ich es mir am Strand gemütlich gemacht und mir noch etwas "Farbe" geholt.
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| Natürlich muss ich wieder zu meinem geliebten Strand |
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| Praia do Mar de Fioa |
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| Hier gibt es eine richtig gute Brandung |
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| Prost, auch wenn es "nur" Radler ist. Aber bei der Hitze tut etwas weniger Alc. ganz gut. |
Abends bin ich mit einer Mit-Pilgerin noch etwas essen gegangen, um anschließend zum Kap zu gehen und den Sonnenuntergang zu zelebrieren.
Obwohl ich den Sonnenuntergang an dieser Stelle schon ein halbes Dutzend mal gesehen habe, verschlägt es doch gerade hier einem dem Atem. Anfangs ist noch Trubel; jeder sucht seinen Platz und einige meinen, Party zu machen. Das Meer am Fuße des Felsens ist noch wild und die Brandung unüberhörbar.
Dann senkt sich die Sonne und das Licht ändert sich schlagartig. Selbst die coolen Pilger werden ruhig, Pärchen rücken zusammen und manch einer wird doch sentimental. Wenn ich daran denke, dass ich letztes Jahr nach mehr als 4 Wochen und fast 900 km an dieser Stelle war, ist das kein Wunder.
Ich lasse einfach mal Bilder sprechen
Während der Wartezeit habe ich einen kleinen Tintenfisch im Ganzen als Tapas reingepfiffen. Das war nicht gut ... gar nicht gut!
Schon am Kap merkte ich, dass etwas nicht stimmt und ca. 1 Stunde später ging es los: Dauerkotzen bis zum Morgengrauen.
Die barbüsige Zimmernachbarin (ohne Witz, ich hatte auch keine Fieberträume, kein Delirium und tot war ich auch noch nicht) machte sich schon ernsthafte Sorgen, obwohl ich ihr mit meiner Kotzerei sicher auf den Wecker gegangen bin. Schade, dass es mir so mies ging ...
Vor zwei Tagen habe ich entschlossen, am Freitag - also am Tag der Fischvergiftung - nach Hause zu fliegen. Ich konnte alles umbuchen und freute mich auf meine Kinder. Sicher aber nicht auf 7 Stunden im Bus und anschließender Übernachtung im Flughafen von Porto.
Warum habe ich den Urlaub verkürzt? Weil mir meine Kinder fehlen und weil das Wetter grottenschlecht werden sollte. So richtig mit sintflutartigem Regen, Sturm usw.
Das zeigte sich dann auch am 15. Tag. Der Himmel war recht bedeckt, aber es war noch warm.
Nach ausgiebiger Magenentleerung habe ich die Busfahrten (fast 7 Stunden) überlebt und in Porto hat es bereits angefangen, zu regnen.
Die Idee, auf dem Flughafen zu übernachten, wurde mit zunehmender Fieberkurve immer unattraktiver und so habe ich mir ein Hotel gebucht. Das letzte Freie für 55.- € die Nacht. Immerhin war es ein 4* Bunker mit Frühstücksbuffet.
Dort angekommen musste ich direkt die Badewanne ausgiebig in Beschlag nehmen, da ich doch etwas Schüttelfrost hatte und dann habe ich tief und fest geschlafen.
Am nächsten morgen hat es dann - wie angekündigt - gegossen wie aus Kübeln und es war richtig kalt (14°). Somit fiel der Abschied wettermäßig doch nicht so schwer. Wohl aber von dem schönen Land und dem schönen Weg.
In Köln angekommen, hatte ich endlich wieder mein Urlaubswetter zurück und Mick stand am Flughafen, ohne zu wissen, dass ich komme. Er hat selten doof aus der Wäsche geschaut. Die Überraschung ist wirklich geglückt und ich war glücklich, wieder eins meiner Kinder im Arm zu haben.
Leider ist der zweite Camino schon zu Ende, aber er wird ganz sicher nicht der Letzte sein. Mich hat dieser Virus wohl gepackt: Das einfache Leben ohne Schnickschnack; Aufstehen - Gehen, Gehen, Gehen - Essen - Waschen - Schlafen; die netten Menschen aus aller Welt; die Natur; allein mit sich selber (wenn man will). Es ist schwer zu beschreiben, wenn man es nicht selber durchlebt hat. Viele Gefährten aus 2015 sind, waren oder werden auch wieder auf dem Camino sein. Uwe ist auf dem Via de la Plata, Kevin wandert von Irland aus und von Wolfgang habe ich auch gehört, dass er wieder was plant.
Oft habe ich die Frage bekommen, welcher Weg der Bessere war. Darauf gibt es keine Antwort. Der Frances ist sicher "spiritueller", was alleine schon an der Länge der Reise, der Schmerzen, der Strecke usw. liegt. Auch haben die Mit-Pilger auf dem Frances eine andere Motivation, den langen Weg zu gehen.
Der portugiesische Weg ist jedoch auch sehr geschichtsträchtig und landschaftlich wunderschön, aber nicht so abwechslungsreich wie der Frances. Klar, er ist auch nur 1/4 so lang.
Der Weg nach Finisterre mit seinen 100 km ist ein Muss und sollte nicht mit dem Bus zurückgelegt werden bzw. einmal sollte man den Weg komplett gehen.
Die insg. 360 km waren körperlich keine große Herausforderung, auch wenn ich gut abgenommen habe. Ich fühle mich (wieder) richtig fit und kam nie an meine Grenzen.
Ich würde beide Wege sofort wieder gehen, aber um zu erholen, würde ich den Portugues nehmen. Beim nächsten Mal aber die Variante "Esperitual" an der Küste entlang.
Als ich wieder in Porto war und den Duoro gesehen habe, kam mir mein letzter Song in den Kopf, der so passend ist, wie es nur geht.
The river to the ocean goes
A fortune for the undertow
None of this is going my way
Danke für´s Lesen und Buen Camino.



















